Japan ist Pink

Bei uns zu Hause steht Pink gerade hoch im Kurs. Nicht nur ist es mit Abstand die Lieblingsfarbe meiner zweiten Tochter, mit drei Mädchen wird Hina Matsuri quasi ja schon zur Massenveranstaltung. Hina Matsuri ist in Japan der Tag der Mädchen, der am 3. März gefeiert wird. Gleichzeitig ist der 3. März auch Momo no Sekku (Pfirsich Fest), denn im März beginnen die Pfirsichbäume ihre pinkfarbenen Blüten zur Schau zu stellen.

Unsere Hina Matsuri Dekoration
Unsere Hina Matsuri Dekoration

Und so sind der Odairi-sama (Kaiser) und die Ohina-sama (Kaiserin) auch bei uns eingezogen. Allerdings als einfache Wanddekoration und ohne Hofstaat. Odairi-sama und Ohina-sama sind die zwei Hina Ningyo Puppen, die immer ab Mitte Februar bei Familien mit Töchtern zur Schau gestellt werden. Typischerweise auf dem Hinadon. Das ist ein ein-, drei, fünf- oder sieben-stufiges, mit rotem Teppich bezogenes Podest, auf dem bis zu 15 Hina Ningyo Puppen sowie Dinge des früher täglichen Lebens (z.B. Teeservice, Sake-Becher, Samurai-Schwert etc.) dekoriert werden, denn die Hina Matsuri-Tradition datiert zurück bis zur Heian Periode (794-1185). Seit dieser Zeit werden die Puppen als Wärter des Glücks und der Gesundheit von Mädchen angesehen.

Hina Matsuri-Dekoration in der Eingangshalle des Meguro Gajoen
Hina Matsuri-Dekoration in der Eingangshalle des Meguro Gajoen

Gefeiert wird Hina Matsuri traditionell in der Familie und hat ein bisschen was von Cinderella. Es ist wichtig die Puppen vor Mitternacht wieder zu verstauen, da der (Aber-) Glaube besagt, dass die Mädchen ansonsten später heiraten. Bei uns läuten morgen ab 23:00 drei (!) Wecker. Sicher ist sicher. Denn einmal haben wir schon gepatzt.

Hina Ningyo Puppen sind übrigens kein Spielzeug für kleine Mädchen. Traditionell sind es wertvolle, detailgenaue Handwerksstücke aus hochwertigen Lackarbeiten, besetzt mit echter Goldfolie. Ein drei-stufiger Hinadon mit fünf Puppen kostet im Durchschnitt dann gerne um die 2.000€.

Eine der berühmtesten Ausstellungen in Tokio für Hina Ningyo Puppen befindet sich im alten Nebengebäude des Meguro Gajoen Hotels (dieses Jahr noch bis zum 6. März). Es zeigt jedes Jahr über 500 Hina Ningyo Puppen in seinen sieben alten Banketträumen die über 100 Stufen zu erreichen und für Besucher durchnummeriert sind. Im allseits beliebten Tokyu Hands-Kaufhaus weisen die Treppenstufen wenigstens die kumulierte Anzahl der Kalorien auf die man verbraucht hat um sie zu erklimmen, aber das führt an dieser Stelle zu weit.

Hina Matsuri-Dekoration in einem der Banketträume des Meguro Gajoen
Hina Matsuri-Dekoration in einem der Banketträume des Meguro Gajoen

Natürlich gibt es auch traditionelle Speisen und Getränke wenn Hina Matsuri in der Familie gefeiert wird. Dazu gehören unter anderem Hishimochi, Hina arare und Shirozake.

Hishimochi, Hina arare und Shirozake
Hishimochi, Hina arare und Shirozake

Hishimochi sind Rautenförmige Mochi (Reiskuchen) in pink, weiß und grün. Die Farben stehen für die pink-farbenen Pfirsichblüten, den weißen Schnee des schwindenden Winters und das Grün für das neue, frische Treiben der Natur im Frühling.

Hina arare ist pink, weiß, grüner und gelber Puffreis, manchmal auch mit Zucker überzogen. Seine Herkunft ist nicht ganz eindeutig. Die Theorie besagt aber, dass ursprünglich mal Mitte/Ende Februar Puffreis-Bällchen aus den übriggebliebenen Reiskuchen von Neujahr (Oshogatsu) gemacht wurden, wodurch die Verbindung zu Hina Matsuri kam. Vor dem Hintergrund, dass in der Japanischen Küche nichts verschwendet wird macht diese Theorie auch durchaus Sinn. Hina arare wurden damit auch zum Symbol für die Sparsamkeit einer guten Ehefrau.

Weiß, ungefiltert und süß kommt Shirozake daher. Technisch gesehen ist es aber kein echter Sake und darf auch nicht als Nihonshu oder Seishu (gesetzlicher Ausdruck für Sake) verkauft werden. Hergestellt wird er aus Reis, Koji (Pilz zur Herstellung von Sake) und Shochu (Japanischer Reis-Liquor). Wegen seiner Süße und des geringen Alkoholgehaltes (8-9%) wird er als Getränk für Frauen angesehen,  auch wenn diese bei seiner Entstehung (ca. 1600-1650) eigentlich keinen Sake getrunken haben. In jedem Fall ergänzt seine weiße Farbe das Rot (Pink) des Hinadon und der Pfirsichblüten zu den traditionellen rot-weißen Festfarben für Glück und Freude.