Klatsch und Tratsch unterm Kirschbaum

Kirschblüten stehen für Japan wie kaum eine andere Blüte und jedes Jahr ist sie ein langersehntes und viel gefeiertes Ereignis.
Sie haben ein blumiges Aroma und werden sowohl als Tee zu Hochzeiten serviert als auch für Gebäck, Cocktails oder zum Kochen benutzt. Hier erfahrt Ihr wo man sie bekommt und wie man sie selber machen kann.

Jedes Jahr wieder pilgern unzählige Touristen im Frühling zur Kirschblüte nach Japan in der Hoffnung, sie auch zu sehen. Denn die Natur hat auch dort ihren eigenen Kopf und nun genau die richtigen zwei Wochen zu erwischen, hat schon ein bisschen was mit Glück zu tun. Jedes Jahr wieder werden gefühlt mehr Menschen unterm Kirschbaum fotografiert, als Blüten an den Zweigen sind.

Hanami am besten mit warmem Sake

Auch ich erliege heute noch dem Zauber der zarten Blüten – dem Inbegriff für Frühling und der Vergänglichkeit des Lebens. Aber mein Verhältnis zu ihnen ist aber irgendwie ambivalent. Während meiner Zeit in Japan saß auch ich unter Kirschbäumen – jedes Jahr wieder – beim typischen Hanami Picknick um das man nicht drumrum kommt. Dick eingepackt, bibbernd und sehnsüchtig an mein warmes zu Hause denkend. Als Tokio noch Edo hieß, war es gang und gebe zu Hanami ein ‘Kandouko’ dabei zu haben – eine tragbare Kombination aus Grill und Sakewärmer. Deutlich schlechter ausgerüstet trank ich den Sake stets gut gekühlt, ohne das ich dafür etwas hätte tun müssen. Dafür war meine Bento Box randvoll mit kulinarischen Frühlingsboten, die mich wieder milde stimmten. Allen voran Sakura Gohan: Gekochter Reis mit gesalzenen Kirschblüten. Überhaupt isst man in Japan in dieser Zeit sehr viele Kirschblüten und viele Kirschblüten inspirierte Gerichte. Ein paar Wochen bevor sie blühen geht es los. In freudiger Erwartung taucht Japan in ein weiß-rosa Blütenmeer. Überall und soweit das Auge reicht: Sakura. Und danach verschwinden sie, so schnell wie sie gekommen sind, bis zum nächsten Jahr. Es sei denn, es wird geheiratet. Zu besonderen Anlässen wird in Japan nämlich gerne ‘Sakura-yu’ serviert – ein Aufguss von in Salz eingelegten Kirschblüten.

Sakura-yu: Kirschblütentee bei Hochzeiten

Natürlich erscheinen die Blüten und ihre Farben wie gemacht für die Romantik einer Hochzeit. Doch wäre dies zu profan für ein Land in dem jedes Detail – so scheint es – eine tiefere Bedeutung hat, nichts einfach so gemacht wird und alles einen Sinn ergibt. Aber wie viel überliefertes Wissen um Bräuche und Kulturen so ist auch das Wissen um Sakura-yu nicht mehr weit verbreitet: Grüner Tee – so heisst es in Japan – beflügelt Unterhaltungen, Klatsch und Tratsch. Am Tag einer Hochzeit aber ist dies nicht erwünscht. Mit dem Reichen von Sakura-yu werden Familie und Gäste auf sehr charmante Art darauf hingewiesen, ihre Meinung über die Verbindung an diesem Tag für sich zu behalten. Seit Japan gehören für mich Kirschblüten und Hochzeiten deswegen zusammen und jedes Brautpaar bekommt von mir ein Päckchen gesalzene Kirschblüten geschenkt.


Wie als wollte mich Japan nicht gehen lassen, mir zeigen, wie schön es sein kann, verbrachte ich mein letztes Hanami Picknick nicht wie jedes Jahr, sondern bei stahlendem Sonnenschein im T-Shirt unter den Kirschbäumen im Komazawa Park. Im Arm meine vier Wochen alte Tochter. Kein Frieren, kein Bibbern, kein Gedanke an zu Hause. In der Hand grünen Tee statt Sake mit Lachen, Klatsch und Tratsch bis weit nach Sonnenuntergang.


Essbare Kirschblüten

Das Kirschblüten eine ganz wunderbare Zutat sind habe in den Beiträgen zu den Sakura-Keksen oder dem Sakura-Reis schon mehr als einmal erwähnt. Bekommen kann man sie bei mir im Laden bzw. in meinem Online Shop und/oder man legt sie selber ein. Hierfür sollte man sich aber dringend Kirschbäume suchen, die nicht behandelt werden.

Zutaten für in Salz eingelegte Kirschblüten

100gunbehandelte Kirschblüten
20 gSalz
10 mlUmésu (Pflaumenessig)
1 TlSalz für die Lagerung

Zubereitung der Kirschblüten

Die Kirschblüten waschen und auf einem Küchenpapier ausbreiten und trocken tupfen. Vorsichtig mit dem Salz vermengen und in einen weiten Behälter (Gals ist ideal) geben. Die Oberfläche mit Folie abdecken und beschweren. Das Gewicht sollte wasserfest sein und doppelt so schwer wie die Kirschblüten (in unserem Fall also ca. 200g). Ähnlich wichtig ist, das sich das Gewicht auf die gesamte Oberfläche verteilen kann, um alle Blüten gleichmäßig unter Druck zu setzen. Am einfachsten ist dies mit einer Presse oder mit Hilfe von Wasser in einer Tüte, die groß genug ist, sich über die gesamte Oberfläche des Behälters auszudehnen. Drei Tage lang bleiben die Blüten so unter Druck, währenddessen sie vollständig von ihrem eigenen Wasser bedeckt werden.

Nach drei Tagen werden sie abgegossen, mit dem Umésu vermischt und für weitere ein bis drei Tage in ein möglichst kleinen Gefäß umgefüllt.

Zum Schluss werden sie ausgebreitet und erneut 1-3 Tage an der Luft getrocknet. Ich tue dies am liebsten auf meinem Zaru – einem Japanischen Sieb aus Bambus, über das ich ein Stück Backpapier lege. Aber Küchenpapier sollte auch gehen.

Wenn die Blüten dann getrocknet sind, verpacke ich sie Luftddicht mit dem übrigen Salz.


Den Text zum Rezept habe ich vor einem Jahr für die EssPress– Kolumne ‚Japan Hautnah‚ geschrieben. Allen, die ihn noch nicht kennen, möchte ich ihn ans Herz legen :
Der EssPress ist Deutschlands größte Gastro-Zeitung und berichtet monatlich über Neuigkeiten und Trends in der Gastro- und Foodszene. Ehrlicher, authentischer und leidenschaftlicher Journalismus sowie Berichte über Trends aus dem kulinarischen Hotpot Berlin – spannend für alle, die dem Genuss verfallenen sind. Am einfachsten ist es, ihn es ihn zu abbonieren :-).

Fotocredit Titelfoto: Eva Elijas


In Japan beginnt der Frühling mit Setsubun und Sushi

Während in Deutschland der Winter noch alles fest im Griff hat beginnt in Japan in den ersten Tagen im Februar der Frühling. Mit gerösteten Sojabohnen werden die Wintergeister vertrieben und Ehomaki als Glückbringer verspeist.

Die Schritte, in denen die Dunkelheit zurück weicht sind minimal und doch ist die Stoßrichtung eindeutig spürbar, in der das Licht jeden Tag seinen Platz zurück erobert. In dieser dunklen Zeit ist jeder Morgen ein Geschenk; ein immer größer werdender Schimmer über den kahlen Bäumen, während um mich herum noch alles schläft, denn die frühen Morgenstunden sind in dieser Zeit, in der ich tagsüber meine Kinder unterrichte, die Einzigen, die ich für mich habe. Einen warme Tasse Kaffee in der Hand schaue ich zu, wie sich an so manch einem Morgen ein zart rosa Streifen am Horizont wenige Minuten später zu dramatisch pink strahlenden Wolken erhebt. Ein neues Jahr, ein neuer Tag – ein neuer Anfang. Wie eine Tür, die sich öffnet. Dieses Jahr vielleicht noch mehr als sonst.

Fertige Ehomaki

So sehr ich Jahreszeiten mag und den Winter vermisse, wenn er nicht da ist, so ist er deutlich nicht mein Favorit in dem saisonalen Quartett und kurz nach Silvester habe ich gefühlt nur noch Augen für den Frühling. Nur zu gerne wurde daher Setsubun no Hi, das Vertreiben der Wintergeister in den ersten Tagen im Februar, zu einer Tradition, die wir gerne adoptiert haben und die auch kulinarisch wieder die Lebensgeister weckt. In den letzten Tagen im Januar werden bei uns Sojabohnen geröstet und der Kühlschrank füllt sich mit köstlichen Kleinigkeiten, die an Setsubun zusammen mit Sushi-Reis in Nori eingerollt werden. Das restliche Jahr über Futo-maki genannt, werden sie an Setsubun zu eho-maki und dem Hüter des Glücks. Während der Wunsch für das Jahr in Gedanken formuliert wird, werden sie am Stück und in einem durch in vollkommener Stille gegessen. Einen Kompass zu haben hilft, denn der Verzehr findet jedes Jahr in eine andere Himmelsrichtung blickend statt. Dieses Jahr ist es Süd-Süd-Ost.

Ich mag Traditionen und habe einen tiefen Respekt vor Gegenständen, die die Zeit überdauern und heute Zeugen von dem Damals sind, dass mit jeder Generation ganz natürlich mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Auch wenn die Japanische Kultur nicht meine eigene ist, es deshalb nicht an mir ist, sie zu bewahren, empfinde ich Ehrfurcht vor einer Kultur mit so tiefen Wurzeln, Respekt und Anmut, die auch nicht davor gefeit ist Teile von sich an moderne Lebensweisen abzugeben. Ich habe manches davon adoptiert und trage es ein Stück weiter. Vieles davon sind Küchentraditionen, die meinem Sensei ungefähr in einer Zeit übermittelt wurden als sich meine Eltern gerade zum ersten Mal trafen. Ich sauge sie auf, probiere sie aus und versuche sie zu meistern, solange ich Elizabeth Andoh als so allwissende Quelle noch an meiner Seite habe.

Kunterbunte Füllung in Ehomakis für Setsubun

Ehomaki sind bunt, lang und lecker

Eho-Maki können gleichermasen vegetarisch, vegan oder mit Fisch zubereitet werden. Man braucht Nori, Sushi-Reis und unterschiedliche Füllungen nach Geschmack. Die Zahl der Füllungen sollte noch beachtet werden. Vier auf keine Fall. Sieben ist eine Glückszahl, wäre also gut, aber je mehr Füllungen, desto schwerer wird das Rollen. Bonuspunkte gibt es für farbenfrohe Rollen. Die bringen Euch nicht nur ein Mehr an Genuss sondern auch ein Mehr an Ausgewogenheit. Hier ein paar Ideen:

  • Gelb: Tamagoyaki, Karotten
  • Rot: Umé Boshi, (geräucherter) Lachs, eingelegte Myoga oder Radischen
  • Grün: Avocado, Gurke, Shiso Blätter, Kresse, blanchierte Zuckerschoten
  • Schwarz: gekochte Shiitake oder Kombu, Tonburi
  • Weiß: Sushireis, eingelegter Kampyo oder Gari (Ingwer), Takuan

Je nach Wahl der Zutaten und deren Zubereitung können Eho-Makis auch vorbereitet werden. Was man sonst noch braucht? Am besten eine Oni-Maske und geröstete Sojabohnen mit denen die Wintergeister vertrieben werden können. Wie könnt Ihr hier nachlesen.


Seit einem Jahr scheibe ich jeden Monat die Japan-Kolumne im EssPress – Deutschlands größter Gastrozeitschrift und möchte sie Euch hier ans Herz legen. Ehrlicher, authentischer und leidenschaftlicher Journalismus. Rezepte, die ausprobiert werden, Buchvorstellungen aus denen selbst gekocht wurde, Produkte, die getestet werden, bevor sie eine Empfehlung bekommen und Berichte über Trends aus dem kulinarischen Hotpot Berlin – spannend für alle dem Genuss verfallenen. Am einfachsten ist es ihn zu abbonieren :-): http://www.esspress.eu/index_abo.

Voll mit Aroma

Es sind die kleinen Dinge, in denen sich Hingabe, Liebe zum Detail manifestiert. Präzise, schon fast liebevoll angerichtete Teller, die mit einem Blatt, ein paar Tropfen einem Schnitz, Schaum oder ‘Smear’ den letzten Schliff bekommen. Unbedeutend vielleicht nur in der Menge, sind sie fester Bestandteil eines Gerichtes.

Junge Sanchoblätter (Kinome) auf frischem Spargel
Spargel mit Kinome-aé

Yakumi geben  Japanischen Gerichten den richtigen Schliff

Yakuimi’ heissen diese kleinen Beigaben in Japan. Sie sind nicht spektakulär, fallen nicht wirklich auf, sondern wirken wie einfach da. Kleine Mengen hocharomatischer Kräuter, Gewürze oder Gemüse. Weder gedacht als Wow-Effekt, noch als Demonstration herausragender Kochkunst, komplettieren Sie ein Gericht leise und unauffällig – in der Regel so, wie die Natur sie geschaffen hat. Als solches gern benutzt als Ode an die Saisonalität. So finden Yuzu Schalen im Winter häufig ihren Weg auf die Teller, junger Ingwer thront in der brutalen Hitze des Sommers auf erfrischend kühlem Seidentofu und im Frühling geben häufig junge Sancho Blätter den letzten Schliff. Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt, so sind Yakumi für mich genauso essentiell wie für wohl viele andere Parmesan Käse zu Spaghetti Bolognese.

Seltenes Japanisches Gemüse einfach selber ziehen

Einige davon wie Daikon, Ingwer, Shiso Blätter, Frühlingszwiebeln oder Sichimi Togarashi bekommt man hier problemlos. Auf andere muss man verzichten, es sei denn man krempelt die Ärmel hoch und macht seine Hände schmutzig. Den viele Japanische Kräuter und Gemüsesorten können hier problemlos angebaut werden. Manche sind zugegebenermaßen frostempfindlich und deshalb nur in Töpfen zu ziehen, aber viele kommen mit unserem Klima gut zurecht.

Junge Sancho Beeren am Strauch
Sancho Busch mit ganz jungen Beeren

Mit jedem Jahr lehne ich mich mehr aus dem Fenster, jedes Jahr kommen neue Sachen dazu. Die Samen und Pflanzen dafür kann man online bestellen*. Und so freue ich mich jeden Frühling wie ein Kind, wenn sich die ersten Myogasprösslinge zeigen, wenn mein Sancho zitronig duftende Blätter produziert und der Wasabi blüht. Ich hege und pflege sie und zenmäßig verbringe ich jeden Tag eine Weile dort, schaue manchmal in Vorfreude, manchmal besorgt nach neuen Blätter, ersten Blüten, oder Knospen. Ich gebe zu, dass ich mit ihnen rede. Das tue ich übrigens auch mit meinem Kühlschrank und mit meinem, Kurzzeitwecker. Ob es hilft weiß ich nicht – bei meinem Kühlschrank definitiv nicht, aber von meinem Japanischen Gemüsegarten werde ich am Ende eigentlich immer belohnt.
Ich gebe auch zu, dass ich hi und da vielleicht ein ganz kleines bisschen zu optimistisch war, was die Anzahl der Pflanzen anbetrifft. Irgendwie hatte ich doch immer wieder Sorge, das der Winter seinen Tribut fordert und habe jedes Jahr ein paar Pflanzen nachbestellt. Ich werde also demnächst im Überfluss leben und abwechselnd mal in Shiso, mal in Myoga, Sancho, Komatsuna, Wasabi oder … schwimmen.

Frisch geerntete Klettwurzeln
Frisch geernteter Gobo (Klettwurzeln)

Aber ist das nicht letztendlich der Inbegriff von Saisonalität? Das es nicht immer alles zu jeder Zeit gibt, ist mittlerweile ja schon selbstverständlich, aber das so viel von etwas in unserer Küche landet, dass es uns ‘aus den Ohren’ rauskommt, passiert wohl nur denen, die selber anbauen. Aber genau wie Mangel kreativ macht zwingt uns nicht Überfluss dazu ein Obst/Gemüse immer wieder neu zu erfinden um ihm nicht überdrüssig zu werden?


* Am besten Ihr sucht online nach den Pflanzen, die Euch interessieren. Samen für z.B. Shiso sind bei vielen Online Händlern zu bekommen. Die etwas exotischeren Sorten habe ich bisher nur bei einigen spezialisierten Händlern gesehen, wie z.B. bei Rühlemann’s, Gartenrot oder Magic Garden Seeds.

Schlaue Schalen aus der Japanischen Küche

Saisonal kochen ist in Japan nicht nur Lippenbekenntnis, sondern wird sogar noch auf die Spitze getrieben. Wie hier im Detail erklärt unterteilt sich die Saison für ein Lebensmittel  in drei Sub-Saisons: ‘Hashiri’ – die Zeit kurz vor dem Höhepunkt, wenn die ersten Produkte auf dem Markt erscheinen, obwohl es noch ein bisschen zu früh für sie ist. ‘Shun’ – der Gipfel des Geschmacks. Die Zeit in der ein Produkt perfekt ist, es am besten schmeckt und ‘Nagori’ – wenn die Saison eigentlich vorbei ist, alles was noch übrig ist, ein bisschen müde ist, aber noch ein letztes mal zubereitet wird, bevor es sich wieder für eine lange Zeit verabschiedet.

Ein Seelenwärmer der Japanischen Küche

Wo uns der Beginn der Sommerzeit gestern mit Schneegestöber und Minusgraden überrascht hat und bevor der Frühling mit jungem und knackigem Gemüse so richtig einzieht, ist dieses Rezept mein Nagori – mein Abschied – an die Süßkartoffel. Eine Ode an gemütliche Herbst- und Wintertage. Als Dessert, als Snack zum Tee oder Geheimwaffe für hungrige Kinder am Nachmittag. Nicht zuletzt eine gute Möglichkeit die Schalen von Süßkartoffeln schmackhaft zu verwerten.
In Japan kennt man dieses Gericht unter dem Namen ‘Daigaku Imo’: Universitäts-Kartoffeln. Ins Leben gerufen durch Studenten Anfang des 20. Jahrhunderts sind sie heute beliebtes Street Food und nach wie vor fester Bestandteil der Herbst-Festivals der Unis in Tokio.
Ursprünglich werden die Kartoffeln vor dem Kandieren frittiert. Dieses Rezept ersetzt dies mit einer Technik, die ‘Mushi Yaki’ heisst, bei der gleichzeitig gebraten und gedämpft wird und die damit mit deutlich weniger Öl auskommt.

Zutaten Für 4 Personen

ca. 500 g dick geschälte Süßkartoffelschalen
30 ml neutrales Öl (z.B. Raps, Sonnenblumen, Erduss)
50 g Rohrzucker
2 Tl flüssiger Honig
Ein Spritzer Sojasauce
1 Tl gerösteter schwarzer Sesam

Zubereitung

Die Süßkartoffelschalen in mundgerechte Stücke schneiden und für 10 Min. in Wasser einlegen. Zucker, Öl und Honig in die kalte Pfanne geben. Kartoffelschalen aus dem Wasser nehmen, nicht trocknen und ebenfalls in die Pfanne geben. Die Pfanne mit einem Deckel abdecken, der vorher in ein Küchentuch gewickelt wurde, um später das Kondenswasser aufzufangen. Alles auf mittlere Stufe erhitzen. Dabei ab und zu schwenken und alle 2-3 Minuten die Kartoffelstücke wenden bis sie innen weich sind und aussen gold und knusprig. Die genaue Kochzeit variiert mit der Dicke der Stücke, liegt aber im Schnitt bei 5-8 Minuten. Wenn die Kartoffelschalen fertig sind, einen Spritzer Sojasauce zugeben, durchmischen und mit schwarzem Sesam bestreuen. Schmeckt am besten warm.

Lasst es Euch schmecken!

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Japanische Tomaten Miso Mayonnaise

Ich wusste gar nicht mehr, wie das ist, wenn man niemals mehr alleine ist. Ich gehöre zu den Müttern, die ihre Kinder mit sich rumgetragen haben – immer, überall und andauernd. Kaum eine Minute verging ohne dass ich sie vor dem Bauch, auf dem Rücken oder im Arm hatte – zu Hause genau so wie unterwegs. Aber sie werden ja alle größer und irgendwann fand ich mich selbst dann wieder. Anfangs irritiert, gewöhnt man sich recht schnell wieder daran nicht 24/7 mindestens zu zweit zu sein; fängt an die Zeit zu geniessen bis es schliesslich wieder zur Selbstverständlichkeit wird. Aber was ist im Moment schon selbstverständlich?

Und so bin ich heute wieder non-stop mit meinen Mädchen zusammen. Und auch wenn Homeschooling bisher nicht auf meiner Wunschliste stand, habe ich beschlossen in der aktuellen Zwangspause von Allem das Positive zu sehen.
Realistisch wird es wahrscheinlich das letzte Mal sein, dass ich gefühlt unendlich viel Zeit mit ihnen verbringen kann. Ungestört. Ohne Ablenkungen, ohne Verpflichtungen. Ohne Wochenende das zu Ende geht oder dem drohenden letzten Ferientag. Ohne Freunde, Bekannte oder Freizeitstress. Einfach miteinander sein. Familie pur.

Onigiri:
Das Japanische Rezept gegen den kleinen Hunger

Aber es ist natürlich nicht immer alles eitel Sonnenschein. Schon gar nicht in den ersten Tagen. Zu neu der Tagesablauf, zu unklar das Warum und zu anders die Schule zu Hause. Wenn ich vorher schon mindestens acht Hände gebraucht habe, so waren es in der letzten Woche doppelt so viele um Haushalt, Schule, Kochen und Nihon Mono am Laufen zu halten während man Streit schlichtet, Tränen trocknet, Fragen beantwortet, Aufgaben verteilt und vor-pubertäre Wutausbrüche managed, ohne sich dabei aus dem Haus zu bewegen.
In solchen Situationen braucht man Foodhacks oder Kitchen-Lifesaver. Rezepte eben, die einfach und schnell gehen und das Potential haben, mentale Gewitterwolken in null Komma nichts zu vertreiben. Denn wenn zu dem ganzen Chaos noch Hunger kommt, dann rette sich bei uns wer kann.

Gebratenes Onigiri mit Tomaten-Miso-Topping

Umami für die Seele: Die Japanische Küche ist voll gesunder Foodhacks.
Das Rezept für eine sehr typische 15-Minuten Mahlzeit findet Ihr in diesem Artikel. Als Snack habe ich gerne Onigiris im Anschlag. Die kleinen Reisbälle sind genauso schnell gegessen wie gemacht, irre variabel und bringen die Mädels locker durch den Nachmittag. Man kann sie super mitnehmen (jetzt dann eben in den Wald) und auch noch die letzten Reste verarbeiten.

Heute habe ich sie gerillt und mit (veganer) Tomaten-Miso Mayonnaise getoppt. Die dauert keine fünf Minuten, und bietet eine schöne Balance zwischen dem süßen Saikyo Miso und der Säure der Tomate und hat eben diesen extra Kick Umami für die Seele. Für den frischen Tomatensaft presse ich das Innere von ein paar Cherry Tomaten mit der Hand durch ein Tuch. So bekomme ich den Tomatengeschmack ohne die Optik zu beeinträchtigen.
Miso Mayonnaise kann genauso wie übliche Mayonnaise verwendet werden. Durch die geringe Menge an Öl ist sie aber eben nicht so fett und mächtig und deutlich einfacher in der Herstellung.

Zutaten für die Tomaten-Miso Mayonnaise

50 g Saikyo Miso (alternativ helles, süßes Miso)
25 ml (frischer) Tomatensaft
1/2 Tl heller Reisessig (bzw. nach Geschmack)
25 ml neutrales Öl

Zubereitung

Die Zubereitung ist denkbar einfach: Die Misopaste und den Tomatensaft mit einem Schneebesen verrühren und mit dem Reisessig abschmecken. Im Anschluss das Öl langsam unter rühren. Die Menge des Essigs hängt dabei sehr vom verwendeten Miso ab. Miso ist nicht gleich Miso und unterschiedliche Sorten/Hersteller können sich punkto Süße durchaus recht stark unterscheiden.

Variationen:

Ihr könnt auch andere Flüssigkeiten (z.B. Sake oder Dashi) anstelle des Tomatensaftes verwenden. Selbst Wasser wenn Ihr nichts anderes da habt, funktioniert. Dann wird die Miso Mayonnaise neutraler im Geschmack. Ebenso könntet Ihr Aromaten wie z.B. gehackte Kräuter (Shiso Blätter, Basilikum etc.), Ingwer Saft und auch Zitronen, Limonen oder Yuzu-Saft verwenden. Eben was immer Ihr gerade da habt.

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Grüne Bohnen mit Walnuss-Miso Sauce

Ein Weg morgens schlagartig wach zu werden ist barfuß auf Legosteine zu treten. Eine Erfahrung, die wohl viele Eltern eint. Irgendwann erwischt es jeden. Bei uns haben die Legosteine allerdings vor geraumer Zeit Konkurrenz bekommen: Sie liefern sich ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Walnussschalen. Unentschieden was mehr schmerzt, wird meine Selbstdisziplin schmerzerfüllt böse Flüche zu unterdrücken bis an ihre Grenzen getestet – und dann noch ein Stück.

Was von unserem riesigen berg Walnüsse übrig geblieben ist

Ich hatte nicht erwartet, dass meine Mädels die Walnüsse, die wir von unserem Familien-Urlaub mitgebracht haben ‚einatmen’. Noch viel weniger, dass das Knacken in einer Geschwindigkeit von statten geht, dass die Schalen nur so fliegen, was dann auch stolz präsentiert wird und die Schalen auf dem Boden erklärt. Irgendwie magisch scheinen sie aber zu sein, denn aus den hungrigen kleinen Monstern, die nach einem langen Tag in Schule und Kindergarten hungrig, müde und streitend nach Hause kommen werden zahme Lämmchen (na ja vielleicht nicht ganz), die sich um die große Schüssel Wallnüsse versammeln, ihre Kräfte vereinen und fast meditativ eine Nuss nach der anderen knacken und in trauter Harmonie verspeisen.

Ein paar habe ich mir dann aber doch gesichert, denn Wallnuss-Miso finde ich großartig (und sie im Kühlschrank zu haben ist gerne mal ein Lebensretter, wie hier beschrieben). Besonders gern mag ich sie zu blanchierten, grünen Bohnen, aber sie hat das Zeug universal einsetzbar zu sein. Der fast unwiderstehliche süß-salzige Geschmack verbunden mit der Cremigkeit gemahlener Nüsse kann viele Gemüse oder auch gedämpftes Hühnchen veredeln oder auch als Dip zu rohem Gemüse fungieren.

Rezept für Walnuss-Miso Sauce

Für 6 Personen

  • 300g grüne Bohnen
  • 150ml (Kombu) Dashi
  • Je ein Spritzer Soja Sauce und Mirin (süß gebrauter Sake)
  • 80g Walnüsse (ohne Schale)
  • 1 EL helle, süße  Miso Paste (Shiro Miso oder Saikyo Miso)
  • 10 ml Mirin
  • 15-20 ml (Kombu) Dashi

Zubereitung

Die 150 ml (Kombu) Dashi in eine flache Schüssel geben und mit je einem Spritzer Soja Sauce und Mirin leicht würzen.

Grüne Bohnen in Dashi

 

Einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen und die Bohnen darin bissfest garen (ca. 4-5 Minuten nachdem das Wasser wieder zum Kochen gekommen ist). Danach abseihen und NICHT abschrecken, sondern in die Schüssel mit der gewürzten Dashi legen.

Walnüsse rösten in der Pfanne

Nun die Walnüsse in einer Pfanne ohne Fett rösten. Die frisch gerösteten Walnusskerne in einem Suribachi (Japanischer Mörser) zermahlen. Wer keinen Suribachi hat, kann einen normalen Mörser benutzen. Die gemahlenen Walnüsse mit der Miso-Paste und dem Mirin vermengen und mit (Kombu-) Dashi zur gewünschten Konsistenz verdünnen.

Gemahlene frisch geröstete Walnüsse

Zum Anrichten die grünen Bohnen aus der Dashi nehmen und entweder portionsweise auf kleinen Tellern anrichten und die Sauce darauf plazieren oder die Bohnen mit der Sauce im Suribachi selbst vermengen und selbigen als Servierschüssel benutzen.

Fertiges Gericht: Angerichtete grüne Bohnen mit der Walnuss-Miso Sauce

Tipp : Die Sauce könnt Ihr im Kühlschrank gut zwei Wochen aufbewahren. Hierfür allerdings auf Dashi verzichten und erst vor dem Servieren portionsweise verdünnen.

Kann man Wasserkefir-Kristalle lagern?

Nicht immer ist das was gesund ist auch automatisch lecker. Der Grund für unseren stattlichen Wasserkefir-Limonaden-Verbrauch ist liegt aber eindeutig an dem erfrischenden Geschmack. Ich habe sogar einiges an Vorrat mit in unseren Herbsturlaub genommen und unsere Abwesenheit gleich genutzt auszuprobieren, wie man Wasserkefir-Kristalle am besten Lagern kann und welche Auswirkungen die unterschiedlichen Formen haben.

Gezuckerte Wasserkefir-Kristalle
Eingezuckerte Wasserkefir-Kristalle. Der Puderzucker verbindet sich mit der Flüssigkeit der Kristalle zu einer sirupartigen Konsistenz.

Wie kann man Wasserkefir (für längere Zeit) aufbewahren?

Für meine kleine Versuchsreihe habe ich jeweils 50g Wasserkefir auf vier verschiedene Arten eingelagert:

  1. Im Kühlschrank:
    In einem Luftdicht verschlossenen Glasgefäß in 10%-iger Zuckerlösung
  2. Im Kühlschrank:
    Die Kristalle ohne Flüssigkeit mit Puderzucker bedecken und in einem Luftdicht verschlossenen Gefäß im Kühlschrank aufbewahren.
  3. Im Gefrierschrank:
    Wasserkefirkristalle mit 10%-igem Zuckerwasser bedecken und einfrieren.
  4. Bei Raumtemperatur:
    Die Wasserkefir-Kristalle auf einem sauberen Baumwolltuch ausbreiten, lose abdecken um sie vor Fruchtfliegen zu schützen und bei Rauumtemperatur trocknen lassen.

Getrocknete Wasserkefir-Kristalle verlieren ca. 80% ihres Gewichts und die Farbe ändert sich von weiß zu braun.
Getrocknete Wasserkefir-Kristalle verlieren ca. 80% ihres Gewichts und die Farbe ändert sich von weiß zu braun.

Ansetzen des Wasserkefirs nach der Lagerung

Vor ein paar Tagen habe ich dann meine Wasserkefir-Kristalle wieder zum Leben erweckt, nachdem die gefrorenen aufgetaut waren. Für die bessere Vergleichbarkeit habe ich 4 verschiedene Behälter vorbereitet, die alle gleich gefüllt wurden:

  • Ein Liter Wasser
  • 80g feiner Kristallzucker
  • zwei getrocknete (ungeschwefelte) Pflaumen
  • eine getrocknete (ungeschwefelte) Feige
  • 2 Scheiben Bio-Zitrone mit Schale

Nach den ersten 12 Stunden war in drei von vier Behältern Kohlensäure-Produktion zu sehen – wenn auch deutlich langsamer als vor der Einlagerung – und die Wasserkefir-Kristalle haben sich vermehrt. Der Behälter mit den gefrorenen Wasserkristallen gab noch kein Lebenszeichen von sich. Nach 24 Stunden waren alle vier Behälter fröhlich am Fermentieren.

Nach 48 Stunden mussten sich dann die Limonaden einem Geschmackstest unterziehen:

10%ige Zuckerlösung Eingezuckert Getrocknet Gefroren
Süß/Sauer Sehr sauer Sehr süß süß angenehm
Bitter Sehr bitter mittel bitter mittel
Kohlensäure Sehr wenig wenig mittel wenig
Menge an Kristallen nach der Fermentation 119 80 44 126

Ergebnis

Erster Warrerkefir nach der Lagerung. Unterschiede gibt es schon in der Farbe
Erster Warrerkefir nach der Lagerung. Unterschiede gibt es schon in der Farbe

Art und Dauer der Lagerung

Alle vier Arten der Lagerung haben funktioniert, i.S.v. die Kristalle haben überlebt und konnten im Anschluss wieder zur Fermentation benutzt werden. Für die Lagerung über einen langen Zeitraum (mehrere Wochen/Monate) eignen sich aber wohl nur die Trocknung oder das Einfrieren. Bei einer Lagerung im Kühlschrank würde den Bakterien wohl auf die Dauer die Nahrung fehlen, denn wenn auch ihre Aktivität durch die Kälte stark reduziert wird ist, so findet sie doch statt und damit der Zucker verbraucht.

Geschmack und Wieder-Beginn

Im Sinn der Vergleichbarkeit habe ich jeweils 50g Wasserkefir eingelagert und dann auch wieder eingesetzt. Meine kleine Versuchsreihe hat gezeigt, dass die unterschiedlichen Arten der Lagerung unterschiedliche Aktivitäten zu Beginn bewirken.

  • Die Kristalle aus dem 10%igen Zuckerwasser hatten quasi keine Reduktion ihrer Aktivität. Aus diesem Grund war auch die Limonade am Ende deutlich zu sauer, denn bei normaler Aktivität werden auf ein Liter Zuckerwasser nur 30g Kristalle verwendet und nicht 50g. Daher auch die nur kaum spürbare Kohlensäure, die auf eine zu starke Fermentation hinweist.
  • Die Eingezuckerten Kristalle haben sich nicht so schnell regeneriert wie die aus dem Zuckerwasser, was bei einer ähnlichen Aufbewahrungszeit gegen diese Form der Aufbewahrung spricht.
  • Die getrockneten Wasserkristalle haben sich am wenigsten vermehrt. Allerdings wurden aus den anfänglichen 50g durch den Wasserentzug nur 10g getrocknete Kristalle, was die Reduzierung im Verhältnis zum Ausgangsgewicht erklärt. Die reduzierte Anfangs-Aktivität ist leicht nachvollziehbar aber das Ergebnis zufriedenstellend.
  • Die gefrorenen Kristalle haben mich am meisten überrascht. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Hefen und Bakterien die -18grad überleben. Haben sie aber und durch die sehr reduzierte Anfangsaktivität haben die 50g Kristalle/1l Zuckerwasser eine optimales Ergebnis geliefert.

Zusammenfassung

In Summe haben alle Wasserkefir-Kristalle überlebt, aber nur die erste Limonade der gefrorenen Kristalle wirklich lecker, von den anderen erst die Zweite, die ich dann wieder mit den richtigen Mengen (siehe Rezept hier) angesetzt habe.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass

  • Wasserkefir prima auch über längere Zeiträume aufbewahrt werden kann.
  • Je drastischer die Änderung der Umgebung (Einfrieren/Trocknen vs. Zuckerwasser) desto langsamer die Wiederaufnahme der Aktivität.

Die erste Limonade kann geschmacklich schwierig sein, da das Verhältnis von Kristallen zu Zuckerwasser wesentlich von der Aktivität abhängt, diese aber nicht genau vorhergesagt werden kann. Die zweite Limonade aber wird dann wieder wie gewohnt hergestellt

Japankristalle im Glass

Wir haben Nachwuchs bekommen. Sehr zum Bedauern der Großeltern und der kleinen Menschen in unserem Haus aber nicht noch ein Zwerg, sondern ‚nur’ Wasserkefir. Fröhlich gesellt er sich zu den anderen Gläsern und Gefäßen in denen es brodelt und vor-sich-hin fermentiert und produziert laufend leckere, gesunde Limonade.

Wasserkefir ist so etwas wie ein Hermann. Den Kindern der 70er und 80er sowie deren Eltern braucht man Hermann wohl nicht zu erklären. Wer drum herum gekommen ist oder ihn aus seinem Gedächtnis verbannt hat, kann hier mehr über den ‚Glückskuchen’ lesen.

Was ist Wasserkefir?

Wasserkefir – auch Japankristalle genannt – sind kristallförmige Symbiosen von Hefen und Bakterien. Ähnlich dem Kombucha produzieren sie ein kohlensäurehaltiges, pro-biotisches Erfrischungsgetränk, das in seiner reinen Form an Federweißer oder Bitter Lemon erinnert, reich an Vitamin B und Enzymen.

Fermentierender Wasserkefir

Im Handel nicht erhältlich, kann man die Kristalle aber problemlos online bekommen. Dabei gibt es erstaunliche Preisunterschiede: Die Spannweite reicht von Privatanbietern, die Ihre Kristalle umsonst bzw. für die Portokosten abgeben, bis hin zu kommerziellen Anbietern die 30g Wasserkefir-Kristalle (genug für 1l Wasserkefir) für 18,90€ zzgl. Versandkosten verkaufen.

Für den Anfang braucht man nicht mehr als diese 30g. Wasserkefir vermehrt sich bei guten Bedingungen (genügend Nahrung für die Hefen & Bakterien (Zucker, Stickstoff) und hartes Wasser) rasant. Fünfundzwanzig Prozent in zwei Tagen sind eigentlich immer drin, die 100% sehe ich aber auch recht häufig.

Zutaten für Wasserkefir: Die Kristalle verschiedene Trockenfrüchte, brauner Zucker und Limetten. optional Tomaten wie Ingwer

Basis-Rezept für ein Liter Wasserkefir

  • 1 Liter Wasser (25% warmes Wasser, 75% kühles Wasser)
  • 75g Zucker
  • 2 Scheiben (ungeschälte) Biozitrone
  • 3 getrocknete Feigen (ganz)
  • 30g Wasserkefir-Kristalle
  • Glas mit 1,5l Fassungsvermögen ohne Deckel
  • Sauberes Baumwolltuch
  • Gummi oder Schnur zum Festbinden

Zubereitung

Den Zucker im warmen Wasser auflösen und mit dem kühlen Wasser mischen, sodass die Flüssigkeit Zimmertemperatur bekommt. Alle restlichen Zutaten in ein ausreichend großes Glasgefäß geben und mit dem Zuckerwasser aufgießen. Mit einem Gummi oder einem Stück Schnur das Baumwolltuch über der Öffnung befestigen. Das Glas nicht fest verschließen, damit die Kohlensäure entweichen kann. Nun ca. 48 Std. bei Raumtemperatur fermentieren lassen. Ungleich dem Kombucha braucht Wasserkefir keine dunkle Umgebung, aber in die direkte Sonne solltet Ihr ihn trotzdem nicht stellen.

Zum Trinken, die Trockenfrüchte und Zitronenscheiben entfernen und den Wasserkefir durch ein Sieb gießen. Die Kristalle kurz unter fließendem Wasser säubern und für den nächsten Ansatz weiter verwenden. Der Kefir kann gleich getrunken werden oder in Flaschen abgefüllt ein weiteres Mal fermentieren. Auch wenn die Kristalle entfernt wurden enthält der Wasserkefir noch genügend Mikroorganismen für eine zweite Fermentation, die allerdings langsamer von statten geht – insbesondere wenn der Wasserkefir hierfür in den Kühlschrank gestellt wird. Ich benutze hierfür gerne fest verschließbare Glasflaschen für mehr Kohlensäure in der fertigen Limonade.

Als Ansatz für Wasserkefir braucht man Trockenfrüchte, Kristalle und Zitronen. Hier mit Ingwer als Geschmackskomponente

Verändern des Geschmacks

Bei Wasserkefir gibt es schier unendliche Möglichkeiten den Geschmack zu beeinflussen und damit lädt er förmlich zum Experimentieren ein. Entweder über die Zutaten oder die Dauer und Temperatur der Fermentation – oder beides. Je wärmer und länger Wasserkefir fermentiert, desto mehr Zucker wird abgebaut und umso säuerlicher wird das Endprodukt. Bei allem Experimentieren braucht ihr aber immer…

  1. … eine Form von Flüssigkeit (Wasser, Tee),
  2. … eine Form von Zucker (Honig, brauner Zucker, Rohrzucker oder auch Ahornsirup etc.),
  3. … eine Form von (ungeschwefelte) Trockenfrüchten (Stickstofflieferant für die Kristalle),
  4. … eine Form natürlicher Säure (Zitronensaft, Zitronenscheiben – mit oder ohne Schale, Grapefruit, Limetten, Yuzu…) und
  5. Optional: essbare Blüten, Früchte, Kräuter, Gewürze /Aromaten (z.B. Ingwer, Vanilleschote, Zimt)…

Weiter pimpen könnt Ihr Euren Wasserkefir dann mit allerlei Früchten. Im Frühling Rhabarber oder Holunder, im Sommer Erdbeeren und Minze, im Herbst Kakis oder Birnen und wie wäre es im Winter mal mit einer Weihnachtlichen Variante mit Vanille und Zimt?

Besonders freue ich mich auf Yuzu-Wasserkefir. Die Yuzu an meinem Baum zeigen schon erste Anzeichen einer Gelbfärbung. Noch vier bis acht Wochen, dann dürften sie ihr volles Aroma haben und natürlich werden sie auch dann in meinen Wasserkefir wandern, den ich dann mit grünem Tee ansetzen werde.

Was Ihr bei Wasserkefir beachten solltet

  1. Wasserkefir mag kein Metall. Benutz daher am besten Glas zum Fermentieren und Plastikutensilien bei der Verarbeitung/Reinigung.
  2. Das man beim Fermentieren auf Hygiene achten sollte ist eigentlich selbstverständlich, ich erwähne es an dieser Stelle aber sicherheitshalber noch einmal.

Aufbewahrung der Kristalle. Wenn Ihr mal ein paar Tage keinen Wasserkefir machen möchtet, dann bewahrt Eure Kristalle in 10%igen Zuckerwasser (100g Zucker auf 1l Wasser) in einem unverschlossenen aber abgedeckten Gefäß im Kühlschrank auf. Wenn Ihr dann wieder anfangen wollt, einfach kurz abspülen und neu ansetzen.

Gari: Wenn Ingwer errötet

Neulich war ich mal wieder beim Großeinkauf in meinem Asiatischen Supermarkt. Ab und an ist es mal notwendig die Japanische Grundausstattung wieder aufzufüllen. Entgegen der häufig vorherrschenden Meinung sind das nur einige wenige Produkte: Sojasauce, Sake, Mirin (süßer Sake), Reisessig, Kombu (Meeresalge) und Miso und wer mag, Katsuo Bushi (getrocknete Bonitoflocken).

Damit kommt man schon sehr sehr weit. Ich kaufe keine Fertigsaucen. Keine Teriyaki-Sauce, keine Ponzu-Sauce oder Instant-Dashi. Die sind nicht nur sehr teuer und in wenigen Minuten selber herzustellen, auch die Inhaltsstoffe jagen mir regelmäßig einen Schauer über den Rücken. Vollgepackt mit Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Konservierungsstoffen vergeht mir dabei gründlich der Appetit.

Junger Ingwer mit roten Stilansätzen

Gari (eingelegter Ingwer) oder Shin-shoga no Amazu-zuké, bekannt als Beilage zu Sushi, ist da keine Ausnahme. Sushi wird zwar immer häufiger auch selber gemacht, der Ingwer aber eher nicht, obwohl auch hier gilt: Schnell, einfach und günstig.

Wie genau das geht und wie man den jungen Ingwer, der dazu notwendig ist selber problemlos auf der Fensterbank ziehen kann könnt Ihr in meinem Gastbeitrag für Anika lesen. Hier habe ich Anika, ihren Blog und ihren Blogevent ‚Kulinarisch auf Vorrat‘ schon mal vorgestellt und das Rezept für Gari angekündigt. Seit heute morgen ist es nun online.

Wachstumstadien des Ingwer

Viel Spaß beim nachkochen!

Tsukémono: Umé Boshi @ home

Der Geschmack ist für uns recht neu – vielleicht sogar ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Milchsauer fermentierte Pflaumen. Eine Kombination aus Frucht, angenehm betonter Säure und ausgeprägtem Salzgehalt erscheint zunächst ungewöhnlich, gibt aber vielen Gerichten den letzten Schliff. Bei uns halten Umé Boshi Einzug in viele Gerichte, am Häufigsten sind sie aber wohl in Onigiris zu finden.

Yukari Onigiri mit Umé Boshi

Umé Boshi kann man heute problemlos im Bio-Supermarkt oder auch im Asia-Laden kaufen. Aber es geht einfach nichts über die selbstgemachten. Noch dazu wo es so einfach ist. Umé – botanisch prunus mume oder Japanische Aprikose – in Deutschland zu bekommen ist recht schwer. Genau genommen habe ich noch gar keine gesehen, also habe ich mir einen Umé-Baum besorgt. Der wächst in Deutschland problemlos. Meiner ist aber noch zu klein, um Früchte zu tragen. Bis sich das ändert verwende ich in der Zwischenzeit lokale Aprikosen. Das ist nicht ganz das Gleiche – kommt aber nah genug ran.

Abwechselnd Umé und Salz aufschichten.

Wie werden Umé Boshi gemacht?

Traditionell werden Umé Boshi in Japan in der Regenzeit fermentiert. Häufig, aber nicht immer, mit roten Shiso Blättern, die am Ende dann als Yukari weiter verwendet werden. Nachdem die Umé für ca. sechs Wochen in ihrer eigenen Salzlake milchsauer fermentiert sind werden sie drei Tage lang sonnengetrocknet, bevor sie idealerweise für mindestens drei weitere Jahre an einem kühlen, dunklen Ort reifen sollten.

Nun braucht es Gewicht und Geduld, damit sich die Salzlake entwickelt und die Umé Boshi fermentieren.

Was in Japan sehr einfach ist, ist bei uns schon eine Herausforderung. Insbesondere dieses Jahr hat der Sommer sehr lange auf sich warten lassen. Die Frage war ja eher wann es mal nicht regnet und gar nicht wann es mal drei Tage am Stück heiß ist… Aber die nächsten drei Tage soll es schön werden und seit heute morgen haben meine ’Umé Boshi’ ihr Date mit der Sonne.

'Umé Boshi' trocknen in Weidenkörben in der Sonne
‚Umé Boshi‘ trocknen in der Sommersonne

Umé Boshi mal selber machen?

Die Umé Boshi-Saison für dieses Jahr ist vorüber, wer aber nächstes Jahr mit dabei sein möchte, trägt sich einfach in den Newsletter ein. Dann machen wir gemeinsam Umé Boshi und ich leite Euch Schritt-für-Schritt durch den Prozess.